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Jana

Einweg- versus Stoffwindeln – Verkackter Mist. Teil 1: Inhaltsstoffe

Aktualisiert: 30. Juli 2021

Jana schreibt…

 

Ich bin unheimlich genervt! Wir wickeln. Tag ein, Tag aus und es geht immer weiter. Aktuell wickeln wir zwei Kinder im Alter von zwei Monaten und zwei Jahren und verbrauchen am Tag durchschnittlich 15 Windeln und es sind eher mehr. Ich starte immer wieder den Versuch, zu zählen, wie viele es tatsächlich sind, aber vor lauter Wickeln, habe ich es bis zum Abend schon wieder versäumt, mitzuzählen. Ja, wir Eltern von Windelkindern leiden und das führt dazu, dass ich anfange, nach Gleichgesinnten im Internet zu suchen.

Inzwischen hat sich aber mein Schwerpunkt verändert. Während ich bei meinem ersten Kind noch auf der Suche war, nach den besten Windeln für die Nacht, den besten Angeboten für ebendiese und Cremes sowie Feuchttüchern, war ich ein Jahr später auf der Suche nach Alternativen zu all diesen Produkten und habe mich bekehren lassen. Kind 2 und 3 werden überwiegend mit Stoff gewickelt. Die Stoffwindel-Community ist auf dem Vormarsch und auch der Drogeriemarkt um die Ecke verkauft seit einiger Zeit Stoffwindeln. Seit gestern wickeln wir Kind 3 wieder kurzfristig mit Einwegwindeln. Die Geschichte ist eine andere.

Mein Mann und ich wir wickeln beide, trotzdem bin ich diejenige, die die Stoffwindeln in unseren Haushalt gebracht hat, um das dringende Bedürfnis, unser Nest für mein Baby im Bauch vorzubereiten, zu befriedigen. Wir hatten ja schon alles von Kind 1 im Haus. Aber auch das ist eine andere Geschichte. Und dann öffnete ich gestern also die Pampers Premium Protection-Verpackung und der Geruch war wirklich abartig. Den hatte ich nicht mehr in Erinnerung bzw. hatte ich ihn früher nie wahrgenommen, da er vermutlich so alltäglich vorhanden war. Aber während ich da am Wickeltisch stand, wurde mir bewusst, dass wir bei dieser Diskussion um Stoff- und Einwegwindeln mal wieder eins total vergessen: Die Kinder, die diese Mistwindel tragen müssen. Und mit wurde bewusst, dass nicht wir Eltern leiden, die Tag ein Tag aus wickeln und sich Gedanken über die Kosten und die Umwelt machen. Nein, meinem Baby, für das ich doch alles auf dieser Welt tun würde, damit es ihm gut geht, ziehe ich diese ungesund riechenden Dinger an. Wie konnte ich nur so lange so egoistisch sein?

Eine Alternative? Wickeln mit Mullwindeln.

Ich bin auf Gedankensuche gegangen, um eine Erklärung zu finden, wieso Einwegwindeln so erfolgreich sind. Eins ist klar, Einweg suggeriert mir, dass etwas schnell gelingt. Im Falle des Wickelns ist das auch der Fall und in noch einer Sache sind die Hersteller selbst sehr schnell und es gelingt ihnen wahnsinnig gut: Die Werbung. Bei allen drei Kindern habe ich vor und nach der Geburt sehr viele Rabattcoupons und Gratisprodukte erhalten. Bei Kind 3 erhielt ich vor zwei Monaten zum Abschied im Krankenhaus ein großes Paket von der Marke Hipp mit einer Packung Windeln, nicht die Gratisproben. Natürlich freute auch ich mich darüber; denn was fühlt sich besser an, als Geschenke und das Gefühl, Bares gespart zu haben? Und dann möchte ich dieses Gefühl doch, wenn mich das Produkt in der Handhabung überzeugt, dem der es mir geschenkt hat, zurückgeben, indem ich voller Überzeugung dessen Produkte kaufe, oder nicht? Der leise Zweifel wird dann gebrochen, wenn ich auch noch einen Rabattcoupon geschenkt bekomme. Ich liebe Couponing und ich liebe Schnäppchen!

Mir kommt einer neuer Gedanke. Kind 1 hat unser Leben völlig neu sortiert. Er hat von Anfang an wenig geschlafen, wir waren oft damit beschäftigt, ihn zum Schlafen zu bringen. Unseren Alltag haben wir fast darauf aufgebaut. Da war es doch angenehm, dass sämtliche Hersteller uns mit geringem Aufwand sämtliche Produkte in die Hand drückten und wie praktisch, dass ich ja eh noch eine Runde am Nachmittag spazieren gehen musste, damit unser Sohn vielleicht doch noch mal schläft. Da konnte ich ja dann zum nächsten Drogeriemarkt laufen, um meinen Coupon mit 30 % Rabatt auf eine Packung Windeln von Pampers einzulösen. Ein gutes Gefühl war das und ich verstehe alle Eltern, denen es so ähnlich geht und verstehe, warum ihr mit Einwegwindeln eure Kinder wickelt und ich möchte euch nicht verurteilen, ich habe es schließlich auch gemacht!

Dieses agressive – und das ist zu loben – Marketing einiger Hersteller führt dazu, dass wir nehmen, was wir kriegen und die Windel sich ganz schnell in unserem Alltag etabliert hat. Dabei ergreift uns die Macht der Gewohnheit, ohne dass wir uns je mit dieser Windel auseinandergesetzt haben.


Ich habe es jetzt mal getan. Kind 1 wurde überwiegend mit verschiedenen Windeln der Hersteller Procter und Gamble den Pampersgewickelt. Er war oft wund, die Windeln von Pampers verschafften etwas Abhilfe. Für Kind 3 kaufte ich also die altbewährten Windeln von Pampers und der Geruch beim Öffnen, ich erwähnte es zu Beginn, führt nun dazu, warum ich mich gestern Abend auf die Suche nach den Inhaltsstoffen eben dieser Windeln begab.


Ich kann vorwegnehmen, dass ich positiv überrascht war. Auf der Internetseite von Pampers kommt man ziemlich einfach zu den gesuchten Inhaltsstoffen. Außerdem geben die Hersteller ein Sicherheitsversprechen ab: „Genau wie Sie legen wir größten Wert auf Babys Sicherheit. In drei Phasen wenden wir jeden Tag unser Sicherheitsversprechen an, um Trockenheit, Komfort und Sicherheit für Ihr Baby zu garantieren – von der Wahl unserer Materialien bis hin zu unseren strengen Tests.“ Na, wenn mir das nicht mal ein wirklich sicheres Gefühl gibt! Aber wieso ist es eigentlich notwendig, ein sicheres Gefühl vermitteln zu wollen? Können Windeln denn gefährlich sein?


Ich erinnere mich daran, dass eine Windel mal defekt war. Wir hatten es beim Anlegen nicht bemerkt, als ich unseren Sohn dann wickelte, waren da kleine Kügelchen. Ich erzählte einer Bekannten davon, die mich beschwichtigte, sie hätten auch schon eine defekte Windel gehabt.


Ein weiterer Klick bringt mich auf die Seite mit den Inhaltsstoffen.


Mein Sicherheitsgefühl wird bestärkt, die Zweifel in Bezug auf eine mögliche Gefahr gebannt und dann scrolle ich runter und auf den ersten Blick wird eine Transprenz deutlich. Es sind sehr viele Inhaltsstoffe gelistet, also wirklich bis ins kleinste Detail.

Sitzt, wackelt nicht und hat Luft.

Fast! Die diversen Klebemittel werden benannt, aber nicht genauer aufgeführt, naja. Den größten Anteil machen wohl Fasern von Polyester, Polyethylen, Polypropylen und Elastan aus. Interessant in der Beschreibung ist, dass die Hersteller immer wieder darauf verweisen, dass es Materialien sind, die auch in Kleidung verarbeitet werden und das wird mit einem Ausrufezeichen bekräftigt: „Elastan ist eine dehnbare Faser, die in vielen Textilien vorkommt – wahrscheinlich war sie auch in Ihrer Umstandskleidung enthalten!“ Was genau bewirkt diese Formulierung beim aufmerksamen Lesen? Ist es erklärend oder relativierend zu verstehen? Soll ich beruhigt werden getreu dem Motto, na, wenn es sogar in meiner Umstandskleidung enthalten ist, dann kann es ja nicht so schlimm sein?! Mir wird jetzt erst bewusst, dass da ja noch viel mehr Chemie verarbeitet ist, als es zunächst den Anschein hatte. In unserer Premium Protection-Pampers ist ja auch noch ein Streifen verarbeitet, der sich beim Urinieren meines Babys verfärbt. Außerdem enthalten die Farbbilder auf der Windel Chemie und jede Windel enthält eine Lotion, die pflegend auf den Windelpo wirken soll. Puh, und auch hier verweisen die Hersteller wiederrum darauf, dass es ja altbewährte Inhaltsstoffe der Pharmazie sind. Es liest sich wie eine Rechtfertigung. Alles in allem verunsichert mich dies nur noch mehr, weil ich, ohne mir je darüber bewusst gewesen zu sein, meinem Kind 1 fast drei Jahre allerlei Substanzen ausgesetzt habe und das 24/7. Hinzu kamen die Lotionen beim wunden Po, denn auch die Pampers-Windeln und häufiges Wickeln haben den nicht immer vermeiden können.


Ich kann nicht anders, als mich an dieser Stelle in Bezug auf die Inhaltstoffe gegen Einwegwindeln auszusprechen. Die Hersteller suggerieren mir, dass mehr Inhaltsstoffe meinem Baby das beste Gefühl und die beste Sicherheit geben, gleichzeitig müssen sie diese Sicherheit rechtfertigen und tun dies, indem sie auf andere Produkte verweisen, mit einer besonderen Zeichensetzung arbeiten und angeben, dass sie bestimmte andere Stoffe nicht verwenden. Das ist doch ein verkackter Mist! Diese ganzen Inhaltsstoffe sind doch überhaupt nicht notwendig, wirklich nicht.


Kind 3 wird mit Mullwindeln gewickelt. Die neu gekauften sind zu 100% aus GOTS verifizierter Bio-Baumwolle, die anderen sind über 30 Jahre alt und aus Baumwolle. Als Überhose trägt sie eine Bio-Wollhose und ein kompostierbares Windelvlies. Viel weniger Inhaltsstoffe, viel weniger Chemie und sie wird seit Einführung der Einwegwindel als Hausmittel beim wunden Po empfohlen. Verrückt!


Achja, es lohnt sich mal auf die Inhaltsstoffe von Waschmitteln zu schauen. Wir verwenden seit nun mehr als drei Jahren Waschmittel aus Natron, Waschsoda, Kernseife und Essig. Wir wollen einfach nur das beste für uns und wir sparen viel Geld und vermutlich ist es dann auch noch besser für die Unwelt. Am besten wäre es im Übrigen, unsere Windelkinder abzuhalten. Den Dreh haben wir noch nicht raus. Also lassen wir uns weiter nerven von der Windel, Tag ein, Tag aus. Aber damit ich mich nicht ganz so schlecht dabei fühle, bitte mit der besseren Alternative für meine Kinder, der aus Stoff!

 

Quellen: Pampers (1), (2)

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